Der Hausaltar
Das Wort โAltarโ weckt in jedem ganz unterschiedliche Vorstellungen.
Manche denken vielleicht an beeindruckende Aufbauten und vergoldete Altargegenstรคnde, wie man sie meist aus Kirchen kennt oder an die farbenfrohen, Rรคucherstรคbchen-Duft geschwรคngerten Tempel manch asiatischer Kulturen. Altรคre findet man als wichtigen Bestandteil zahlreicher religiรถsen Traditionen weltweit in vielen Formen und unterschiedlichen Ausprรคgungen. Es reicht jedoch schon ein kleiner Tisch, ein schรถnes Tablett oder die Fensterbank aus, um einen ganz persรถnlichen Altar zu erschaffen, denn es kommt dabei – wie so oft – nicht auf die Grรถรe an.
Ein Altar ist laut Lexikon ein โOpfertisch als Verehrungsstรคtte fรผr Gottheitenโ.ย
Meist wird zusรคtzlich erklรคrt, auf Altรคren kรถnnen fรผr diese Verehrung Opfergaben dargebracht werden oder aber die Errichtung des Altars an sich und die sorgfรคltige, aufwรคndige oder besonders kostbare Verzierung zรคhlen bereits als ein Akt der Verehrung. Letzteres kommt schon sehr nah heran an die Art, wie Altรคre in der modernen Spiritualitรคt รผberwiegend genutzt und verstanden werden. Die Erschaffung dieses besonderen Ortes ist Teil seines Zaubers und gibt ihm seiner Kraft.
Auch ohne Gottheiten zu verehren oder Opfer zu bringen, ist ein Altar oft eine Bereicherung.
Ein persรถnlicher Altar kann erst einmal nur ein Ort der Ruhe oder der Einkehr sein, ein Fokus-Punkt, ein eigener Tempel. Kleine Gegenstรคnde, Steine, Andenken, mit dem Thema in Verbindung stehende Dinge werde zusammengebracht, arrangiert, vielleicht in einer bestimmten Form oder Reihenfolge aufgestellt. Nichts ist ohne Grund an diesem Ort, auch wenn der Grund manchmal nur ist, dass dieser Gegenstand ein besonderes Gefรผhl in einem weckt. Manche haben auch einen Ahnen-Altar, ohne es so zu nennen: Fotos von geliebten Familienmitgliedern und Vorfahren, schรถn gruppiert an einem Ort, an dem dann manchmal frische Blumen stehen oder an Gedenktagen Kerzen angezรผndet werden โฆ
Dabei gibt es aktive und passive Orte.
Vielleicht lรคsst man die Augen รผber den Altar schweifen, um bestimmte Gedanken oder Energien zu wecken, die Stimmung aktiv zu beeinflussen, die Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, Kraft aufzubringen, ein Ziel durch positives Denken zu unterstรผtzen. Ein solcher Altar enthรคlt meist Gegenstรคnde, die mit einer Zielsetzung รผbereinstimmen.
Ein Altar eignet sich aber auch, um beunruhigende oder unerwรผnschte Gedanken dort โabzulegenโ und in den inneren Ort der Ruhe einkehren zu kรถnnen. Die Gegenstรคnde sind dann รผberwiegend einfach nur schรถn anzusehen, wecken positive Erinnerungen oder verbinden mit bestimmten Menschen, schon der Blick auf dieses oder jenes weckt ein Lรคcheln und hier und da lรคdt ein Gegenstand dazu ein, in die Hand genommen zu werden, um eine besondere Energie zu spรผren.
Flackerndes Licht und sanfter Duft machen die Handlung zeremoniell.
Die Flamme einer Kerze wird oft als hilfreich empfunden. Man entzรผndet die Kerze, um den Altar aktiv zu nutzen und mit dem Lรถschen der Flamme verlรคsst man sowohl den inneren als dann auch den รคuรeren Platz.
Rรคucherwerk ist – nicht nur in der klassischen Form der Rรคucherstรคbchen – ein ebenfalls sehr beliebtes Hilfsmittel fรผr die Arbeit mit dem Altar. Wรคhrend der Blick auf der Flamme ruht, nimmt der Rauch Gedanken oder Gebete mit auf die Reise oder umhรผllt der Duft die Seele beispielsweise mit Trost, Zuversicht oder Ruhe.
Duft kann in vielen Formen auf den Altar gebracht werden, wenn Rรคuchern nicht mรถglich ist. Von einem Topf mit duftenden Krรคutern oder Blumen รผber Duftkerzen bis zu Sprays mit รคtherischen รlen oder Essenzen. Hierfรผr eignen sich besonders Segnungssprays oder Affirmations-Produkte, die mit der eigenen Zielsetzung รผbereinstimmen oder die einen einfach in eine zauberhafte Stimmung versetzen. Alle Hilfsmittel fรผr die Sinne sind optional und kรถnnen zusammen oder getrennt eingesetzt werden, sind fรผr einen Altar aber nicht zwingend notwendig. Generell gibt es nichts, was auf einem Altar sein *muss*, so wie es auch nichts gibt, was auf einem Altar โschรคdlichโ oder โfalschโ sein kann.
Einzig Vernachlรคssigung macht alles zunichte. Ein staubbedeckter Altar mit verwelkten Blumen, zwischen dessen Dekoration sich diverse Alltagsgegenstรคnde angesammelt haben, kann kein Kraftort mehr sein. Liebe, Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gehรถren zur Altar-Arbeit dazu!
Zielgerichtete Energie an einem Ort gebรผndelt.
Die bekanntesten โnicht-unbedingt-religiรถsenโ Arten sind sicherlich der Hausaltar zur Segnung des Zuhauses und der Wohlstands-Altar am Ort der Arbeit. Im Zuhause gestaltet man seinen Altar oft so, dass er ein Ausdruck der eigenen Persรถnlichkeit ist. Er ist so aufwรคndig oder einfach, verspielt oder strukturiert wie man selbst, nimmt so viel Platz ein, wie die eine besonders duftende Kerze in einem schรถnen Glas, die man nur zu bestimmten Gelegenheiten anzรผndet oder besetzt einen ganzen Tisch mit umgebenden Blumen und Topfpflanzen und unzรคhligen Erinnerungsstรผcken, die alle Sinne ansprechen. Man kann dabei ganz auf die eigene Intuition hรถren und den Altar einfach mit der Zeit wachsen lassen. Gegenstรคnde werden kommen und gehen, Sachen werden ihre Reihenfolge รคndern โฆ
Am Arbeitsplatz kann ein Altar auch mal so unauffรคllig sein, wie ein Dreieck aus passenden Kraftsteinen auf dem Schreibtisch. In dessen Mitte legt man zu wichtigen Gelegenheiten ein kleines Zettelchen mit einem Wunsch oder – wenn mรถglich – entzรผndet eine Segnungskerze. Ein solcher Schreibtisch-Altar bringt mehr Achtsamkeit an den Arbeitsplatz, indem er regelmรครig daran erinnert, was man sich vorgenommen hat. Wenn man am Arbeitsplatz mehr Entfaltungsmรถglichkeit hat, sind auch dem Arbeits-Altar keine Grenzen gesetzt und die Gestaltung kann auch bei so einem zielgerichteten Altar rein intuitiv geschehen.
Man sollte nur darauf achten, dass man von jedem Gegenstand genau weiร, warum man ihn ausgewรคhlt hat, dass er dem gewรผnschten Ziel (etwa Konzentration, Durchhaltewille, Ruhe, Kommunikation etc.) fรถrderlich ist und seine Zusammensetzung immer mal wieder durchdacht wird, wenn sich im Job oder den Zielen etwas รคndert.
Ein Altar fรผr den Augenblick
So schรถn der Gedanke auch sein mag, den Kraftort stรคndig erreichbar zu wissen, so unpraktikabel kann dies auch fรผr manch einen sein. Nicht genug Platz, neugierige Augen, kleine Kinderhรคnde, Haustiere โฆ es gibt viele Grรผnde, warum man selbst vielleicht keinen Platz fรผr einen permanenten Altar im Leben oder in den Rรคumen hat.
Gerade fรผr zielgerichtete Altรคre ist es aber nicht wichtig, dass diese immer im Blick, รผber die Zeit gereift und stรคndig betreut sind. Es ist eine wunderschรถne Erfahrung, als Vorbereitung auf ein Ritual oder eine Tarotkarten-Legung oder kurz vor einem speziellen Mondstand (Vollmond, Dunkelmond, Neumond) zu dessen Ehrung einen passenden Altar sorgfรคltig aufzubauen und danach wieder liebevoll – vielleicht in einem speziellen Altar-Kรคstchen – zu verstauen. So kommt man wรคhrend der Vorbereitung schon in eine magische Stimmung. Die Dekoration fรผr die ganz persรถnliche Energie-Party! Oder auch unterschiedliche Altรคre fรผr unterschiedliche Situationen โฆ
Dieser Beitrag ist Teil derย April-Ausgabeย unseres
monatlich erscheinendenย Online-Magazins.
Nutzen Sie die Beitrags-Navigation, um durch alle Artikel dieser Ausgabe zu blรคttern
Seite 5 von 35














