Magische Wesen in der heutigen Zeit: Dryaden

Dies ist der Auftakt der Reihe über magische Wesen!

Magische Wesen gehören zu den ältesten Bildern, mit denen Menschen Natur und unsichtbare Kräfte beschrieben haben. In vielen Überlieferungen ist die Welt nicht leer. Sie ist bewohnt. Es gibt Waldwesen wie Dryaden, Quellnymphen, kleine Hausgeister, Hüterinnen alter Orte und machtvolle Gestalten wie Drachen, die uralte Kräfte bewahren. Diese Magazin-Reihe stellt solche Wesen vor und zeigt, wie sie gedacht wurden und wie sich ihre Symbolik heute nutzen lässt. Magische Wesen werden hier als Einladung verstanden. Alte Erzählungen liefern Bilder, mit denen sich magische Themen leichter anfassen lassen. Aus einer magischen Figur kann dadurch ein konkreter Ansatz für Handlungen, kleine Rituale, Meditationen oder innere Ausrichtung entstehen, ein Mutmacher, ein Tröster oder eine magische Kraft, die begleitet.

Wissenswertes über Dryaden

Dryaden stammen aus der griechischen Mythologie. Dort werden sie als weibliche Baumgeister beschrieben. „Drys“ (δρῦς) bedeutet auf Deutsch „Baum“ und genauer „Eiche“. Das Wort wird auch in abgeleiteten Begriffen verwendet, wie z. B. im englischen „dryad“, einem Begriff für Nymphen der Eiche, der jedoch in der griechischen Mythologie für alle Baumnymphen genutzt wurde.

Das Entscheidende ist ihre Bindung. Eine Dryade gehört immer zu einem bestimmten Baum. Sie ist nicht irgendein Waldgeist. Sie ist die Seele oder Beschützerin dieses einen Baumes.

Durch diese Bindung übernehmen Dryaden eine Schutzfunktion. Sie stehen für Bewahren, für Geborgenheit, für ruhiges Weiterwachsen und für die Kraft, die in einem alten Baum gespeichert ist. Ein Baum sammelt über viele Jahre Licht, Wasser und Zeit. Die Dryade ist die Personifizierung dieser gesammelten Kraft. Wer sich an sie wendet, wendet sich an eine ruhige, wache, ortsgebundene Präsenz.

Magische Zuordnung

Kräfte: Schutz, Geborgenheit, Erdung, Naturkontakt, Regeneration
Element(e): Erde, Luft, Wasser
Räucherwerk: Eichenrinde
Element: Erde, Wasser
Duft und Atmosphäre: Waldharze, Nadelholz, frische Rinde, warme Erdtöne

Besondere Bäume als magisch bewohnter Raum

Die Vorstellung, dass in Bäumen gute oder hilfreiche Wesen wohnen, ist älter als die schriftlichen Mythen. In vielen Regionen Europas gab es Bäume, die nicht gefällt werden durften. Man legte kleine Gaben ab, sprach Wünsche aus oder feierte dort. Der Baum war mehr als Rohstoff. Er war ein Ort.

Hier passt der bekannte Brauch, dreimal auf Holz zu klopfen. Heute wird häufig gesagt, man wolle damit das Glück nicht herausfordern. In älteren Deutungen klopfte man auf Holz, weil man davon ausging, dass dort freundliche Wesen wohnen. Durch das Klopfen machte man sich bemerkbar und bat um Schutz oder Begleitung. Genau so kann eine Dryade angesprochen werden. Eine kleine Handlung. Eine klare Absicht. Ein Wesen, das darauf reagiert. Dieser Gedanke stimmt mit den später geplanten Texten zu Dryaden vollkommen überein.

Dryaden ansprechen und einbinden

Die Arbeit mit Baumgeistern muss nicht im Wald stattfinden. Sie kann im Garten, auf einem Hof oder sogar in Innenräumen beginnen. Wichtig ist echtes Holz. Je deutlicher erkennbar ist, dass dieses Stück einmal Baum war, desto leichter lässt es sich einem Baumwesen zuordnen.

Eine einfache Form der Ansprache sieht so aus.

Baum oder Holzstück berühren. Wer möchte, klopft dreimal. Nicht hart, sondern sanft, wie jemand, der höflich um Aufmerksamkeit bittet.
Wesen ansprechen. Zum Beispiel mit den Worten: „Dryade dieses Baumes, ich grüße dich.“ Das kann laut oder innerlich gesagt werden. Wichtig ist die Klarheit.
Anliegen nennen. Dryaden werden oft um Schutz für einen Raum, um mehr Geborgenheit, um Mut vor einem neuen Schritt oder um Begleitung bei inneren Prozessen gebeten. Diese Themen passen sehr gut zu Baumwesen, weil sie für Standfestigkeit und langsame Regeneration stehen.

In vielen magischen Wegen wird dem Wesen danach ein Name gegeben.
Nicht erfunden, sondern entgegengenommen. Das kann in einem Traum geschehen, in einer Meditation oder als spontanes inneres Wort. Namen machen die Verbindung persönlicher. Wer eine Dryade beim Namen rufen kann, kann sie auch später wieder ansprechen. Das wird für alle Anwendungen wichtig, in denen Dryaden in Wohnräumen eine Rolle spielen.

Die Dryade
Die Dryade ist ein Ölgemälde auf Holz der englischen präraffaelitischen Künstlerin Evelyn De Morgan. Es entstand zwischen 1884 und 1885.

Dryaden in der Wohnung

Nicht jede Umgebung bietet einen lebenden Baum. Holzobjekte können trotzdem als Sitz eines Baumgeistes verstanden werden, wenn sie bewusst ausgewählt werden.

Gut geeignet sind:

– Baumscheiben mit sichtbaren Jahresringen
– schön geformte Äste oder Astgabeln
– kleine Wurzelstücke
– vom Sturm heruntergefallene Rindenstücke
– kleine Stammabschnitte
– Baumperlen (rundliche Verwachsungen, die oft gesammelt werden, weil sie als besonders krafttragend gelten)

Je naturbelassener das Holz ist, desto leichter lässt es sich einem Baumwesen zuordnen. In einer Wohnung können so kleine Baumorte entstehen. Eine Baumscheibe auf einem Tisch. Eine Astgabel neben dem Meditationsplatz. Eine hölzerne Schale mit gesammelten Baumperlen. Ein einzelnes, sehr charaktervolles Holzstück im Regal. All das kann als Brücke zu einer Dryade dienen, wenn es mit der inneren Haltung verwendet wird: „Hier darf ein Baumgeist wohnen.“ Entscheidend ist nicht der Preis des Objekts, sondern die Aufmerksamkeit, mit der es ausgewählt und in den Raum geholt wurde.

Warum Dryaden heute noch sinnvoll sind

Viele Menschen suchen nach einer spirituellen Praxis, die nicht abhebt, sondern erdet. Genau dort passen Dryaden hinein. Sie sind keine spektakulären Erscheinungen. Sie sind leise, tragend und verlässlich. Sie erinnern daran, dass Natur ein Gegenüber sein kann. Wer Bäume und Holz als bewohnte Orte betrachtet, geht automatisch respektvoller mit ihnen um. Holz wird bewusster ausgesucht. Herkunft wird wichtiger. Rituale werden konkreter.

Die einfachste Form der Verbindung lautet deshalb: Holz berühren, dreimal klopfen, innerlich sagen: „Möge die Dryade dieses Holzes mich hören.“ Mehr ist am Anfang nicht nötig. Aus dieser kleinen Geste können später umfangreichere Formen entstehen, auch solche, die in Wohnräumen stattfinden oder mit besonderen Kerzen arbeiten.

Hier haben wir einige weitere Ideen für Sie zusammengetragen:

Dryaden-Meditation
In dieser Praxis wird die Aufmerksamkeit auf ein Holzstück, eine Baumscheibe oder einen schönen Ast gerichtet. Die Hand liegt darauf, es wird dreimal geklopft und die Dryade dieses Holzes wird begrüßt. Danach kann innerlich gefragt werden, was in diesem Moment geschützt oder genährt werden soll. Die Antworten kommen oft als ruhige, erdige Impulse, nicht als laute Visionen. Diese Form eignet sich gut, um wieder in die eigene Mitte zu finden.

Dryaden-Schutzplatz im Raum
Ein Holzobjekt wird als Wohnort einer Dryade bestimmt, zum Beispiel eine Baumscheibe auf einem Sideboard. Es wird angesprochen und gebeten, diesen Raum sanft zu behüten. Besonders passend ist das für Eingangsbereiche, Schlafräume oder Plätze, an denen meditiert wird. Die Dryade wird regelmäßig durch ein kurzes Klopfen aktiviert. So entsteht ein ruhiger, dauerhafter Schutz, der nicht aggressiv ist.

Klopf-Ritual für Bitten
Dieses Ritual lehnt sich direkt an die alte Holz-Tradition an. Es wird dreimal auf Holz geklopft, dabei wird die Dryade mit Namen oder allgemein mit „Dryade dieses Holzes“ angerufen. Dann wird das Anliegen formuliert. Typische Themen sind Geborgenheit, innere Ruhe, ein guter Verlauf eines Vorhabens, Schutz für eine Reise oder Klärung bei inneren Prozessen. Diese Form ist sehr alltagstauglich und kann jederzeit wiederholt werden.

Dryaden-Namensgabe
Wer regelmäßig mit demselben Holzstück oder Baum arbeitet, kann der dortigen Dryade einen Namen geben. Zuerst wird sie mehrmals über Tage hinweg begrüßt. Dann wird darum gebeten, den Namen erfahren zu dürfen. Der erste stimmige Name, der auftaucht, wird übernommen. Mit einem benannten Wesen lässt sich später gezielter arbeiten, weil es immer wieder angesprochen werden kann.

Dryaden-Begleitung für innere Arbeit
Dryaden stehen für langsames, gesundes Wachstum. Deshalb können sie gebeten werden, einen bei längeren inneren Themen zu begleiten. Das kann ein Trauerprozess sein, das Stabilisieren nach einer Herausforderung oder das vorsichtige Aufbauen von Mut. Das Holzstück wird dafür an einem festen Platz abgelegt. Jedes Mal, wenn daran gearbeitet wird, wird zuerst auf Holz geklopft und die Dryade um behütende Begleitung gebeten.

Jahreszeitliche Dryaden-Arbeit
Wer gern mit dem Jahreslauf arbeitet, kann zur Zeit des zunehmenden Wachstums im Frühjahr Baumwesen für Aufbau und Kraft ansprechen und in der dunkleren Zeit mehr um Schutz, Sammlung und innere Ruhe bitten. Die Dryade bleibt dieselbe, das Anliegen ändert sich. So entsteht über das Jahr hinweg eine freundschaftliche Beziehung.

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Kategorie:
Magische Wesen