Über Auftragsmagie, bezahlte Ritualarbeit & Co.
Jeder der sich schon mal mit mir über „Auftragsmagie“ unterhalten hat, kennt meinen Standpunkt zu dem Thema. Für alle anderen gebe ich gerne noch einmal eine Zusammenfassung: Ich persönlich – und ich meine das ganz wörtlich, es ist meine ganz persönliche Meinung – halte nichts, gar nichts, von Ritualen, bei denen jemand gegen Bezahlung ein Ritual für eine andere Person durchführt.
98% der Angebote, bei denen es heißt, jemand würde zu dem und dem Zeitpunkt dieses oder jenes für einen tun, sind absoluter Unsinn!
Wenn man genau auf die Magie schaut, erkennt man, dass hinter jedem Ritual eine treibende Kraft steckt.
Das kann ein persönlicher Herzenswunsch sein, ein starkes eigenes Bedürfnis, eine pochende Sehnsucht, eine lähmende Angst oder meinetwegen auch eine kochende Wut. Aber es ist ein Gefühl, eine Emotion, etwas, was der magisch Arbeitende tief in seinem Inneren spürt, zusammenballt und dann in das Ritual steckt. Die magische Batterie, aus der ein Zauber seine Kraft bezieht.
Wie soll diese Auftragsmagier stellvertretend für den Auftraggeber dessen Wünsche spüren?
Können die 50, 100, 500 oder auch 1000 Euro, die auf den Tisch gelegt werden (dies sind keine fiktiven Zahlen, für alle Summen kenne ich persönlich „Fälle“), diese Gefühle transferieren? Macht der Geldschein so empathisch, dass der Auftragsmagier, sobald er ihn in der Tasche hat, spüren kann, mit welcher Hoffnung und Liebe eine Kundin das junge Pflänzchen ihres ersten eigenen Unternehmens umhegen und schützen möchte? Welche Pläne und Entwicklungen sie vor ihrem inneren Auge sieht, wenn sie sich von einem Erfolgszauber etwas Unterstützung bei deren Umsetzung erhofft? Kann der Auftragsmagier all diese Emotionen in den Zauber stecken, die positiven Ziele visualisieren (ohne die Kundin je getroffen zu haben)?
Und andersherum gefragt, was passiert eigentlich bei der Auftraggeberin?
Gibt es der Auftraggeberin das befriedigende Gefühl, das sich nach einem Ritual einstellt? Diese wunderbare Gelassenheit, die über einen kommt, nachdem man magisch tätig geworden ist, statt nur still zu hoffen, dass alles gut wird? Bringt eine Überweisung die Augen so zum Leuchten, wie der Anblick eines zauberhaft aufgebauten Rituals mit seinen Lichtern und Düften?
Kann der Blick auf den für die Auftragsmagie belasteten Kontoauszug dabei helfen, die eigene Zielformulierung zu verbessern, damit man weiß, was man erreichen möchte? Oder sollte man diese doch lieber eigenständig innerhalb eines persönlich durchgeführten Zaubers zu Papier bringen? „Was man schreibt, das bleibt!“ hat meine Oma immer gesagt. Ich kann meine Einkaufsliste zu Hause vergessen, solange ich sie einmal niedergeschrieben habe, werde ich mich an die Punkte viel besser erinnern – so kraftvoll ist das geschriebene Wort.
Reicht es da schon, nach gewonnener Ebay-Auktion in 2-3 Sätzen „das Problem zu schildern“. Oder verfestigt man damit eher noch das Problem?
All diese Dinge sprechen eine deutliche Sprache gegen Auftragsmagie – zumindest die, bei der man selber völlig untätig bleibt.
Doch halt, aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass ich nur 98% der Auftragsmagie für völligen Schwachsinn halte. Was ist mit den anderen 2%? Tja, das ist eine rein hypothetische Zahl. Ich möchte nicht völlig ausschließen, dass es da draußen Menschen gibt, die tatsächlich Rituale ausführen, nachdem das Geld eingegangen ist – und sich nicht nur ins Fäustchen lachen.
Menschen, die sich tatsächlich die Zeit nehmen und die Hingabe aufbringen, für einen wildfremden Menschen in die Magie einzutauchen. Das sind dann hoffentlich Menschen, die ihre Zeit entsprechend einteilen, und nicht 20 Kundinnen versprechen, dass sie „am Venustag zur Venusstunde direkt vor dem Vollmond“ einen Liebeszauber nur für sie durchführen.
(* Je nach Berechnungs-Methode kann das evtl. etwas mehr oder weniger sein. Das würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Wer mehr wissen möchte, kann darüber unter „Magische Zeitberechnung“ mehr lesen.)
Aber wie gesagt, ich möchte es gar nicht ganz ausschließen. Daher die offenen 2%. Ich weiß nicht, wo man diese Menschen findet, wie man diesen Menschen begegnet, wie diese Menschen arbeiten, woher sie ihre Kraft nehmen oder wie erfolgreich sie damit sind.
Wo diese hypothetischen 2% aber garantiert nicht zu finden sind, das kann ich sehr deutlich sagen:
– Auf unpersönlichen Internetseiten mit einem Firmennamen im Impressum, oft mit einer ausländischen Anschrift, bei denen niemand auch nur ein Wort mit einem persönlich spricht und wo oft keiner antwortet, wenn man noch eine Frage hat. Und wenn überhaupt, dann nur unter einer gebührenpflichtigen Telefonnummer.
– In Ebay-Angeboten von „seriös“ klingenden Anbietern wie „Weiße Hexe 234“, bei denen Ritualhandlungen massenhaft zum Kauf angeboten werden, gerne auch mit Erfolgsgarantie, ohne dass sich zuvor jemand mal den Sachverhalt hat schildern lassen.
– In der Fußgängerzone oder auf dem Jahrmarkt etc. Beliebter Spruch „Ich sehe einen bösen Fluch auf Ihnen lasten.
Ich kann den entfernen, für nur 50 Euro habe ich hier dieses Amulett. Ein kraftvoller Zauber, der seit Generationen …“
Wenn schon Auftragsmagie, dann sollte man auf folgende Dinge achten:
– Es findet vor dem Ritual ein persönliches Gespräch statt. Das kann – auf Kundenwunsch – auch per Mail oder Chat sein. Aber ich meine ein Gespräch, keine allgemeingültigen Anleitungssätze oder Handlungsaufforderungen. Eine Konversation, in der alle offenen Fragen beantwortet werden. Und auch nach dem Ritual ist noch jemand erreichbar, falls Fragen auftauchen. Dafür gibt es eine Telefonnummer und Sprechzeiten, nicht nur eine E-Mail-Adresse.
– Wenn man einen Teil des Rituals selbst durchführen soll und dazu Zutaten eigenständig besorgen muss, dann sollten diese entweder überall erhältlich sein (Salz, normale Kerzen, Gewürze etc.) oder es werden einem Bezugsquellen genannt. In keinem Fall würde ein verantwortungsbewusst spirituell arbeitender Mensch einen einfach auf eine fruchtlose Suche nach „dreifach im Mondlicht gedrehtem Opoponaxharz“ schicken und vor der Durchführung des Ritualteils dann nicht sicherstellen, ob man alle Zutaten finden konnte.
– Der Preis sollte vernünftig sein. Was man noch für vernünftig hält, muss man natürlich selbst entscheiden. Aber man kann Energiearbeit durchaus mit einem Friseurtermin (oder Massage, Maniküre, etc.) vergleichen. Ein beliebter Friseur hat auch nur einige Stunden am Tag Zeit zu vergeben, entsprechen hoch liegt der Preis. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Aber kaum einer wäre bereit, 500 Euro für einen Friseurtermin hinzulegen, oder? Magie kann man nicht kaufen, den Erfolg eines Rituals noch weniger. Was man bezahlt, ist der Zeitaufwand, die Energie und ggf. die verwendeten Zutaten. Deswegen heißt es oft auch „Ausgleich“, nicht „Bezahlung“. Zeitgleich erklärt das auch, warum es völlig in Ordnung ist, wenn Menschen Geld – in vernünftigen Maßen – für energetische Arbeit nehmen. Eine Stunde mit oder für einen Kunden ist eine Stunde, in der man eben auch als Masseur oder Friseur oder in einem beliebigen anderen Job Geld hätte verdienen können. Nun hat man aber dem Kunden diese Zeit gegeben und das wird dann ausgeglichen.
Wenn man auf die drei Punkte geachtet hat, dann kommt man auch nicht in die Verlegenheit, dass man entweder Zutaten nicht findet oder Auskünfte nicht bekommt.
Und dann steht man auch nicht bei uns im Laden und hofft auf Rettung. Weil, die gibt es dann oft nicht. Wir können nicht anderer Leute Magie sortieren. Wer ein Ritual, eine energetische Behandlung, ein Amulett oder einen anderen magischen Helfer aus einer anderen Quelle bezieht, der muss sich bitte, bitte auch an diese Bezugsquelle wenden, wenn es Fragen gibt. Auch wenn wir so viel besser zu erreichen sind.
Ich kann keine Auskünfte dazu geben, ob, wie, wann und wo sich ein Erfolg einstellen wird oder wie „gut“ ein Zauber ist. Ich kann nicht beantworten, ob es „schlimm ist“, wenn das Amulett von jemandem anderes berührt wurde oder man die Kerze zu spät angezündet hat. Wenn diese Dinge nicht von mir kommen, dann weiß ich das einfach nicht. Man fragt ja auch nicht irgendeine andere Oma, wie viel von der geheimen Zutat in Omis ganz speziellen Apfelkuchen kommt, weil die verstorbene Großmutter nicht mehr erreichbar ist … So haben auch Hexen ihre jeweils ganz eigenen Rezepte, speziellen Zutaten und Vorgehensweisen.
Dieser Beitrag ist Teil der Oktober-Ausgabe unseres
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